aufs Neue

bewegen. Ich kann es und bewege mich. Ich richte mich auf, drehe mich um, strecke meine Arme nach oben, zur Seite. Atme. Laufe um unsere Häuserzeile. In Bewegung sein. Nicht nur die Möbel, Bücher, Zettel, Stifte in meinem Arbeitszimmer sind in den letzten Wochen in Bewegung geraten, gewollt und nach einem sich stets ändernden Plan (die grobe Richtung stimmt), auch mein Roman wächst, wenn auch nicht unbedingt an Seitenzahlen, so reift er doch. Ich träume. Ich erhasche ein Bild, ein Gedanke spinnt sich fort, gelangt ins Notizbuch, auf Zettel, die auf dem Stapel neben der Tastatur landen, in ein neu begonnenes Worddokument für ein mögliches neues Kapitel. Ich habe neu begonnen. Und doch ist die neue Geschichte alt wie ich es bin. Verbunden mit Lutzmannsburg, dem Ort meiner Großeltern mütterlicherseits.Vor sechzig Jahren schon saß ich in einem üppigen Gebüsch. Ich bewundere seine Vitalität und weiß seit kurzem, dass “er” eine “Sie” ist. Der japanische Staudenknöterich ist bei uns die weibliche Pflanze und vermehrt sich ausschließlich vegetativ über Rhizome. Als Spiel- und Versteckplatz für mich und manchen Freund war sie mir willkommen. Als Inspirationsquelle und als Betätigungsfeld, in dem ich mich anpackend oder meditativ bewege, kommt sie mir heute gelegen. Ich habe keine Angst. Sie durchwächst mich nicht, auch nicht meinen Garten, wir haben sie gezähmt. Bei allen Wanderungen, Reisen im mittleren Europa begegnet sie uns. Ich habe gelernt: brachiale Ausrottungsversuche sind vergeblich, führen manchmal eher zur weiteren Ausbreitung. Das beruhigt mich. Diese vitale, bewegliche Pflanze ist derzeit mein Liebling. Wo andere sich an Bäume lehnen, verstecke ich mich unter den Stauden, oder hege sie, oder reiße sie aus, ohne böse zu sein, dass sie wieder austreiben. Seit Neuestem weiß ich, dass die in Lutzmannsburg wahrscheinlich der “Russische Staudenknöterich” ist, dessen, deren Blätter herzförmig sind. Wohin mich das bringen wird? Ich gehe. Manchmal tanze ich.